Martfeld (ine). „Ich bin überwältigt, was aus unserem Hof geworden ist“, sagte Gisa Kirstein-von Hollen. Die Worte „unbeschreiblich“ und „überwältigt“ fielen oft an diesem Nachmittag auf „Kirsteins Hoff“, als in Martfelds Ortsmitte das „Dörpshus Martfeld“ am Wochenende als neues Dorfgemeinschafts- und Mehrgenerationenhaus seine offizielle Einweihungsfeier erlebte. Im Fokus standen vor allem die, die einst hier lebten: Und das waren neben Eigentümer Torsten Kirstein seine Schwester Gisa und sein Bruder Volker. Sie alle erlebten hautnah, was aus ihrem Elternhaus geworden ist – ein Haus der Einkehr, der Kommunikation und der Geselligkeit. Das passe perfekt, sagte Gisa Kirstein-von Hollen: „Bei unserer Mutter stand die Küchentür immer offen.“ Kochen sei die Leidenschaft von Helga Kirstein-von Hollen gewesen, Feiern dauerten nicht selten vom frühen Morgen bis in den späten Abend. Nach dem Tod ihrer Eltern im Jahr 2016 hätten die Geschwister vor einer entscheidenden Frage gestanden: „Was passiert mit dem Hof, wenn die Seele nicht mehr da ist?“ Die Antwort in die richtige Richtung fand sich 2018 mit dem Gemeindefrühstück auf „Kirsteins Hoff“ – und die Idee für das Dorfgemeinschaftshaus war geboren. Bis zur Umsetzung vergingen fast vier Jahre mit Höhen und Tiefen, mit dem Stellen von Anträgen auf Fördermittel, mit der Suche nach Handwerkern und Gastronomen und dem Bewältigen immer neuer Herausforderungen: Die Freude darüber, dass das Haus jetzt offiziell eingeweiht und eröffnet wurde, stand deshalb allen unmittelbar Beteiligten an diesem Großprojekt ins Gesicht geschrieben. „Jetzt ist es an der Zeit, das Haus mit Leben zu füllen und die Türen zu öffnen“, sagt Gisa Kirstein-von Hollen. Daran schloss Heiner Rahlmann an: „Ich bin nicht bange, dass wir dieses Haus mit Leben füllen werden“, sagte der erste Vorsitzende des Fördervereins „Kirsteins Hoff“. Er dankte allen Beteiligten, seinem Vorstand, den beteiligten Behörden und auch seinem Vorstand, der ohne Murren samstags und sonntags Baubesprechungen abgehalten hatte. Und er wünschte den Gastronomen Lisa Runge und Carsten Wolters mit ihrem im Haus beheimateten Restaurant „LiCa“, dass sie sich wohlfühlen werden.
„Ihr habt den nötigen Mut gehabt, ein solches Projekt anzugehen“, lobte Bürgermeister Michael Albers das Engagement des Fördervereins. „Hier haben sich hoch engagierte Menschen zusammengefunden.“ Er appellierte an alle Martfelder und Gäste von außerhalb: „Nutzt dieses Haus, es ist für euch hergerichtet worden.“ Torsten Kirstein als Eigentümer skizzierte die Geschichte des Hofes, den seine Mutter Helga einst geerbt und gemeinsam mit ihrem Mann Erich geführt hatte. 1998 hätten seine Eltern die Milchviehhaltung aufgegeben, 2002 verließen die letzten Tiere den Hof. „Unser Haus war immer ein einladendes Haus“, erklärte Torsten Kirstein. Dass es als Dorfgemeinschaftshaus nun eine ganz neue Nutzung erfahre, freue ihn als Eigentümer ganz besonders. „Heiner, dein Einsatz ist unbeschreiblich“, richtete er seinen Dank an Heiner Rahlmann und schenkte seiner Frau Ingrid und ihm einen Gutschein für ein Wochenende an der Nordsee. Damit aber nicht genug des Dankes: Den ließ Torsten Kirstein auch seiner Lebensgefährtin Birgit Becker zuteilwerden, die ihn in den vergangenen Jahren in seinem Tun immer unterstützt hatte. Für den zweifellos emotionalsten Moment des Nachmittags sorgte er, als er sie nicht nur nach vorne, sondern auch um ihre Hand bat. Einen Heiratsantrag auf einer Einweihungsfeier: Das gibt es wirklich nicht alle Tage. Übrigens, ein „Ja“ gab es auch. Und bald dann sicher auch eine zünftige grüne Hochzeit auf „Kirsteins Hoff“.
(Text: Regine Suling-Williges; Foto: Christian Wolters)